Die Entscheidung für ein Fertighaus oder ein Massivhaus ist zunächst eine Frage des persönlichen Geschmacks. Beide Bauweisen bieten ähnliche Wohnqualität und Stabilität und haben ihre Vor- und Nachteile.
Massivhäuser sind langlebiger, wertbeständiger und bieten mehr individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, erfordern jedoch eine längere Bauzeit und sind oft teurer. Fertighäuser hingegen sind innerhalb weniger Tage montiert und aufgrund der standardisierten Bauweise günstiger, wirken jedoch eher wie „Häuser von der Stange“ und erzielen niedrigere Wiederverkaufspreise.
Im Folgenden werden die Unterschiede sowie die jeweiligen Vor- und Nachteile der beiden Bauweisen genauer erläutert.
Massivhaus
Bauweise
Das Massivhaus ist die ältere der beiden Bauweisen. Es wird in der Regel Stein auf Stein gebaut. Dabei werden verschiedene Materialien wie Steine, Holz, Ziegel, Mörtel und Beton einzeln und meist von verschiedenen Handwerkern direkt auf der Baustelle verarbeitet. Massivhäuser werden oft von einem Architekten geplant, sodass die Wünsche der zukünftigen Bewohner individuell umgesetzt werden können.
Lebensdauer und Kosten
Ein Massivhaus kann unter idealen Bedingungen und bei guter Pflege nahezu unbegrenzt halten. Historische Bauwerke wie Kirchen oder Altbauvillen, die schon Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte bestehen, belegen dies. Im Durchschnitt wird ein privat genutztes Massivhaus jedoch nach etwa 100 bis 120 Jahren abgerissen.
Die Kosten für einen durchschnittlichen Neubau mit einer Wohnfläche von 150 Quadratmetern belaufen sich auf etwa 195.000 Euro. Diese Summe umfasst weder das Grundstück, den Keller, die Terrasse noch zusätzliche Baunebenkosten. Dies entspricht Baukosten von rund 1.300 Euro pro Quadratmeter. Die Preise können je nach Standort und Ausstattung stark variieren, wobei es nach oben nahezu keine Grenzen gibt.
Vorteile
- Hohe Individualität: Da die meisten Massivhäuser von einem eigens dafür engagierten Architekten in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn entworfen werden, können individuelle Wohnwünsche nahezu uneingeschränkt verwirklicht werden.
- Wertstabilität & Beständigkeit: Ein Massivhaus hat aufgrund seiner Bauweise eine sehr lange Lebensdauer von 100 bis 120 Jahren und überdauert damit im Durchschnitt drei Generationen von Bewohnern. Zudem ist ein Massivhaus widerstandsfähiger gegen extreme Umwelteinflüsse wie Starkregen oder Überschwemmungen. Wer sein Massivhaus nach einigen Jahren oder Jahrzehnten verkaufen möchte, kann einen höheren Verkaufspreis erzielen als mit einem Fertighaus.
- Eigenleistung: Wer über ein handwerkliches Talent verfügt, kann bei einem Massivhaus viele Arbeiten selbst ausführen. Dies spart Kosten für Handwerker und kann auch die Baufinanzierung reduzieren, da Eigenleistungen bis zu einem gewissen Grad als Eigenkapital angerechnet werden können.
Nachteile
- Lange Bauzeit und höhere Kosten: Die Bauzeit eines Massivhauses beträgt im besten Fall etwa vier Monate, was wesentlich länger ist als bei einem Fertighaus. Diese vier Monate sind jedoch nur bei einfacher Ausstattung, optimalem Bauwetter und reibungslosem Ablauf realistisch. Zudem muss oft ein Bauabschnitt vollständig trocknen, bevor der nächste beginnen kann.
Eine längere Schlechtwetterperiode kann den Bau zusätzlich verzögern. Die längere Bauzeit bringt auch höhere Kosten mit sich. Während der Bauzeit können Bereitstellungszinsen für die Finanzierung anfallen. Je länger der Bau dauert, desto mehr dieser Verzugszinsen muss an die Bank gezahlt werden, da sie den Baukredit für dich zur Verfügung hält. - Viele verschiedene Gewerke: Auf einer Massivhaus-Baustelle arbeiten viele verschiedene Handwerker, die meist von unterschiedlichen Unternehmen kommen. Dabei können auf der Baustelle leicht Fehler passieren. Die Koordination einer solch großen Zahl an Personen ist schwierig. Falsche terminliche Abstimmungen können dazu führen, dass Gewerke zu früh oder zu spät auf der Baustelle erscheinen, wodurch Arbeiten nicht ausgeführt werden können. Auch bauliche Fehler rechtzeitig zu erkennen, kann im Baustress untergehen. Den Überblick zu behalten erfordert ein hohes Maß an Koordinationsgeschick.
Fertighaus
Bauweise
Fertighäuser können direkt aus dem Katalog spezieller Fertighausunternehmen ausgewählt werden. Diese Häuser werden schlüsselfertig übergeben, was bedeutet, dass der gesamte Bauprozess von Anfang bis Ende in der Verantwortung des Auftragnehmers liegt. Die Grundrisse der Fertighäuser werden wie bei Massivhäusern von einem Architekten entworfen, jedoch erfolgt die Fertigung in standardisierter Massenproduktion. Für die verschiedenen Modelle von Fertighäusern gibt es meist unterschiedliche Ausstattungsstufen.
Fertighäuser wurden im Zuge der Bauhausbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt. Sie bestehen oft aus Holzkonstruktionen, die mit wetter- und feuerbeständigen Materialien gedämmt und verkleidet sind. Wände, Decken und Dächer werden in großen Hallen vormontiert und anschließend wie ein Bausatz auf die Bodenplatte gesetzt.
Für den Bau eines Fertighauses arbeiten Sie mit einem Fertighausanbieter zusammen. Es gibt viele solcher Unternehmen auf dem Markt, daher lohnt es sich, Testberichte und Kundenbewertungen seriöser Analysehäuser zu konsultieren und die Anbieter zu vergleichen, um den besten für Ihre Bedürfnisse zu finden.
Lebensdauer und Kosten
Bei optimalen Bedingungen, der Verwendung hochwertiger Materialien und deren fachgerechter Verarbeitung haben Fertighäuser heutzutage eine durchschnittliche Lebensdauer von 70 bis 90 Jahren. Die Kosten für ein Fertighaus liegen zwischen 120.000 und 200.000 Euro, abhängig von der gewählten Ausstattungsvariante. Luxuriöse Modelle können jedoch auch bis zu 300.000 Euro kosten.
Vorteile
- Kurze Bauzeit: Die Bauphase eines Fertighauses mit Holzunterkonstruktion ist innerhalb weniger Tage abgeschlossen. Da Fertighäuser meist ohne Zement und Mörtel auskommen, entfallen lange Trocknungszeiten. Die einzelnen Bauteile sind vorgefertigt und können auch bei eher ungünstigen Witterungsbedingungen montiert werden.
- Geringe Baukosten: Die große Stückzahl der Haustypen senkt den Preis. Zudem ist Holz als Baumaterial sehr günstig. Die Baukosten sind durch die Standardisierung klar kalkuliert, fix und vertraglich vereinbart. Man kauft ein Haus mit Festpreisgarantie.
- Alles aus einer Hand: Viele Fertighausanbieter bieten ein vollumfängliches Servicepaket für den Hausbau an. Dieses beinhaltet neben einem festen Ansprechpartner auch die Beratung und gegebenenfalls die Übernahme von bürokratischen Aufgaben und Behördengängen.
Durch die Standardisierung der Bauweise und die Ausführung der Arbeiten durch ein einziges Team oder Unternehmen treten bei Fertighäusern in der Regel weniger Fehler auf als bei Massivhäusern. Die einzelnen Bauteile sind außerdem passgenau vorgefertigt.
Nachteile
- Geringe Wertstabilität: Ein Fertighaus aus dem Baukasten hat üblicherweise einen niedrigeren Wiederverkaufswert im Vergleich zu einem Massivhaus. Nach etwa 30 Jahren müssen Eigentümer eines Fertighauses damit rechnen, beim Verkauf bis zu 15 Prozent weniger Geld zu erzielen als Verkäufer von Massivhäusern.
- Zu dichte Wärmedämmung: Fertighäuser sind nahezu luftdicht gedämmt, um Wärmeverluste zu minimieren. Diese Dämmung kann jedoch in einigen Fällen auch dazu führen, dass sie zur Bildung von Schimmel beiträgt. Eine zu dichte Dämmung kann neben der Wärme nämlich auch Feuchtigkeit im Haus einschließen. Im Gegensatz dazu sorgen die Steinwände von Massivhäusern für eine bessere Feuchtigkeits- und Luftzirkulation.
- Geringere Gestaltungsfreiheit: Fertighäuser gelten als standardisierte Immobilien, was ihre kostengünstige Produktion ermöglicht. Aufgrund vorgegebener Grundrisse und Raumaufteilungen bieten sie weniger Spielraum für individuelle Gestaltung als maßgeschneiderte Massivhäuser. Viele Fertighausanbieter bieten jedoch neben verschiedenen Haustypen und Modellen auch Individualisierungsmöglichkeiten an. So können trotz der Standardisierung beispielsweise Wände verschoben oder entfernt, Terrassen oder Balkone hinzugefügt sowie Erker und Giebel integriert werden. Auch die äußere Gestaltung mit Dachziegeln, Fassaden und ähnlichem lässt sich nach individuellen Vorstellungen anpassen.
Das Fertig-Massivhaus
Neben dem Massivhaus und dem klassischen Fertighaus mit Holzkonstruktion gibt es auch Fertig-Massivhäuser. Diese können ähnlich wie ein Fertighaus mit Holzkonstruktion aus einem Katalog ausgewählt werden und von einem Bauträger mit massiven Materialien bauen lassen, meist in der Stein-auf-Stein-Bauweise. Der Bau dauert genauso lange wie bei einem herkömmlichen Massivhaus, und die Kosten liegen ebenfalls eher im Bereich eines Massivhauses.
Welches Haus passt zu mir?
Die Wahl zwischen einem Massivhaus und einem Fertighaus hängt davon ab, welche Kompromisse man eingehen möchte und welche Eigenschaften eines Eigenheims besonders wichtig sind. In Deutschland hat die Zahl der Fertighäuser in den letzten Jahren zugenommen, da sie schnell gebaut werden können und kostengünstig sind, bei gleichzeitig gestiegenen Qualitätsstandards der Anbieter.
Im Folgenden möchten wir eine kurze Orientierung geben, welcher Haustyp möglicherweise besser zu dir passen könnte. Da jeder Bauherr individuell ist, ist die Entscheidung „Fertighaus oder Massivhaus“ nicht pauschal zu treffen.
Ein Massivhaus könnte geeignet sein, wenn du:
- großen Wert auf Individualität legst.
- bereit bist, einiges an Eigenleistung in den Bau zu investieren.
- flexibel bezüglich der Bauzeit bist.
- bereit bist, mehr Geld in die Immobilie zu stecken.
- Das Haus nach einigen Jahren zu einem guten Preis verkaufen möchten.
Möglicherweise ist ein Fertighaus eher für dich geeignet, wenn du:
- möglichst schnell ins neue Zuhause einziehen möchtest.
- Kosten sparen möchtest.
- alle Bauarbeiten und Planungen an einen einzigen Anbieter abgeben möchtest.
Falls du dich in beiden Typen wiederfindest, könnte auch ein Fertigmassivhaus eine denkbare Option sein. Diese Art von Haus vereint die Planung und Bauausführung durch einen Bauträger mit der Langlebigkeit und Wertbeständigkeit eines Massivhauses. Der Bauaufwand und die Kosten eines Fertig-Massivhauses unterscheiden sich kaum von einem traditionellen Massivhaus.
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