Steigende Wohnkosten führen laut dem Paritätischen Verband dazu, dass zahlreiche Menschen finanziell unter die Armutsgrenze gedrückt werden. Die tatsächliche Anzahl der von Armut betroffenen Personen sei jedoch deutlich höher, als es offizielle Statistiken zeigen.

Wohnkosten verschärfen die Armutskrise in Deutschland

Berlin – Eine aktuelle Studie zeigt, dass in Deutschland mehr Menschen als bisher angenommen aufgrund hoher Mieten und Nebenkosten in Armut leben. Laut der Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands haben über 17,5 Millionen Menschen nach Abzug von Wohnkosten und weiteren Ausgaben nur noch ein Einkommen im Armutsbereich.

Arm ist, wer monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung hat – ein Wert, der genau die Mitte der Einkommensverteilung markiert. Der Verband kritisiert, dass in den üblichen Armutsstatistiken viele Betroffene unsichtbar bleiben, da die Belastung durch Wohnkosten oft unberücksichtigt bleibt. „Wer lediglich das Einkommen betrachtet und nicht die wachsende Belastung durch hohe Mieten, unterschätzt das tatsächliche Ausmaß der Armut in Deutschland“, heißt es in der Analyse.

5,4 Millionen mehr Menschen von Armut betroffen als bisher angenommen

In Deutschland leben nach neuen Erkenntnissen 5,4 Millionen Menschen mehr unter der Armutsgrenze als bisher angenommen. Bereinigt um die Wohnkosten gilt mehr als ein Fünftel der Bevölkerung als arm. Für einen Ein-Personen-Haushalt liegt die Armutsgrenze laut den Berechnungen bei einem frei verfügbaren Einkommen von 1.016 Euro im Monat.

Ein Beispiel aus der Studie zeigt die Situation einer Rentnerin mit einer Standardrente von 1.770 Euro. Solange ihre Miete mit einem langjährigen Vertrag bei 450 Euro liegt, wird sie nicht als arm eingestuft. Muss sie jedoch in eine barrierefreie Wohnung umziehen und dafür 900 Euro Miete zahlen, fällt sie unter die Armutsgrenze.

„Der Lebensstandard hängt heute nicht mehr allein vom Einkommen ab, sondern immer stärker davon, wie viel Geld für die Wohnkosten aufgebracht werden muss und was danach noch übrig bleibt“, erklären die Forschenden. Obwohl gleiches Einkommen oft einen vergleichbaren Lebensstandard vermuten lässt, können die finanziellen Verhältnisse der Betroffenen stark variieren.

Besonders junge Erwachsene und Senioren leiden unter Wohnarmut

Laut einer Auswertung sind besonders junge Erwachsene unter 25 Jahren – darunter viele Studierende – sowie ältere Menschen über 65 Jahre von sogenannter Wohnarmut betroffen. Alleinlebende haben tendenziell höhere Wohnkosten pro Person und sind daher stärker betroffen als Paare. Besonders schwierig ist die Situation für alleinstehende Rentner.

Es gibt auch regionale Unterschiede: In Bremen, Sachsen-Anhalt und Hamburg ist Wohnarmut am weitesten verbreitet, während sie in Baden-Württemberg und Bayern weniger ausgeprägt ist. Der Unterschied zwischen der herkömmlichen Armutsquote und der Armutsquote nach Bereinigung der Wohnkosten ist in Hamburg und Schleswig-Holstein besonders groß.

Der Paritätische Gesamtverband fordert die künftige Bundesregierung auf, mehr sozial gebundene Wohnungen zu schaffen. „Um Armut zu bekämpfen, braucht es nicht nur gute Löhne und bessere soziale Absicherung, sondern auch eine Wohnungspolitik, die Mieten bezahlbar hält“, betonte Hauptgeschäftsführer Joachim Rock.

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